Wie Essen und Stress unsere Verdauung beeinflussen
Plötzlich Blähungen und Bauchkrämpfe oder sogar Pickel im Gesicht? Trotz gesunder Ernährung und der täglichen extra Portion Milch? Oder Völlegefühl und Gereiztheit nach einem besonders gesunden Tag mit viel Obst? Oft spielt die Verdauung verrückt und wir wissen nicht warum.
Wenn unser Essen, insbesondere unsere Lieblingsspeisen zum Stress für unseren Körper werden, macht sich das im Bauch bemerkbar. Manchmal schlägt uns allein schon die Anspannung und die Vorbereitung eines grossen Festes auf den Magen.
Warum ist das so, wenn doch der Arzt keine organischen Störungen im Verdauungssystem findet? Ist wirklich alles in Ordnung? Bilden wir uns vor lauter Stress die Verdauungsprobleme nur ein? Nein, denn mittlerweile ist bekannt, dass unser Bauchhirn, das sogenannte enterische Nervensystem unsere Verdauung steuert. Es ist ein in der Darmwand lokalisiertes Nervengeflecht, das sich entlang des gesamten Magen-Darmtraktes – von der Speiseröhre bis zum Anus – zieht.
Wenn es im Magen gärt und im Darm bläht
Essen ist Genuss. Exotische Früchte, ein herzhafter Braten, ein bunter Obstsalat oder ein selbstgebackener Kuchen können allerdings den Körper stressen. Das macht sich auf unterschiedliche Art und Weise bemerkbar. Die einen haben Durchfall, andere Verstopfung, wieder andere leiden an Blähungen. Bei manchen brechen Ekzeme auf der Haut aus, bei wieder anderen brennt es in der Magengegend.
Viele Menschen leiden an Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Oft ist nicht eindeutig, welche Lebensmittel unser Körper nicht verträgt. Das macht die Abgrenzung zu Krankheiten wie etwa zum Reizdarmsyndrom schwierig.
Wer nach dem Essen häufig an Verdauungsbeschwerden leidet, hat einen angeschlagenen Darm. Gluckern, Grummeln, Blähungen, Brennen oder Verstopfung plagen die Betroffenen. Da ein gereizter Darm oft eine verminderte körpereigene Abwehrkraft besitzt und damit eine erhöhte Infektanfälligkeit hat, haben es Bakterien, Viren oder Pilze leichter, den Körper anzugreifen. Es kann dann zu weiteren Symptomen wie Abgeschlagenheit, Lustlosigkeit und vielem mehr führen.
Um das Immunsystem und auch das eigene Wohlbefinden wieder in den Griff zu bekommen, ist es wichtig, herauszufinden, welche Lebensmittel unbekömmlich sind. Ein Ernährungstagebuch hilft, mögliche Zusammenhänge zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und den auftretenden Beschwerden aufzuspüren.
Eine Intoleranz kommt selten allein – wenn der Darm Zucker schlecht spalten kann
Eine Nahrungsmittelintoleranz bedeutet, dass die Stoffwechselprozesse im Darm gestört oder sogar defekt sind. Bei einer Laktoseintoleranz etwa kann der Darm Zucker schlecht spalten. Wer Milchzucker schlecht verträgt, kann vermutlich auch nur schlecht andere Zucker wie etwa Fruchtzucker im Obst oder den in vielen Getreidearten enthaltenen Klebereiweiss Gluten vertragen. Denn wenn das Darmmilieu geschwächt ist, können sich weitere Unverträglichkeiten entwickeln, z. B. eine Fruktoseintoleranz.
Der schlecht aufgenommene Zuckeranteil führt im Darm zu einer veränderten bakteriellen Zusammensetzung. Sie löst Verdauungsbeschwerden aus. Daher treten oft Laktoseintoleranz, Glutenintoleranz oder Fructose- sowie Sorbitintoleranz (Sorbit wird gerne als Ersatz für Zucker verwendet) gleichzeitig auf. Da die Symptome der Verdauungsbeschwerden oft unspezifisch sind, ist es wichtig, einen Test zu machen, um andere Krankheiten oder Intoleranzen auszuschliessen.
Stressesser greifen oft zu Süssigkeiten oder fettreichen Speisen. Die Belastung suggeriert fälschlicherweise Linderung der Anspannung. Der Grund: Stress beansprucht den Körper. Das Gehirn benötigt mehr Energie in Form von Kohlenhydraten. Ausserdem empfindet der Stressesser das Stück Schokolade zwischendurch oder die Bratwurst auf dem Heimweg oft als Trost oder Ausgleich. Die Folge ist häufig Übergewicht.
Dem Körper fehlen durch die unausgewogene Ernährung wichtige Mineralstoffe und Vitamine. Die Folge sind Heisshungerattacken, die wieder mehr Stress und Übergewicht mit sich bringen.
Andere Menschen dagegen leiden bei Stress nicht unter Heisshunger, sondern unter Appetitlosigkeit. Dafür sorgen spezielle Hormone. Bei Appetitlosigkeit kommt kein Nachschub an Nährstoffen in den Körper, die der Darm für eine gesunde Darmflora benötigt. Die Verdauung ist eingeschränkt. Dieses Essverhalten verursacht zwar kein Übergewicht, gesund ist es aber nicht. Bei dauerhafter Belastung verliert der Appetitlose immer mehr Gewicht. Auf Dauer lassen die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit nach, da dem Gehirn Kohlenhydrate fehlen.
Bauchfreundlich ernähren bis ins hohe Alter
Damit falsches Essen, Stress und Appetitlosigkeit nicht zu Dauerbelastung für den Körper werden, hilft es, seinen Lebensstil zu ändern und den Darm zu entlasten. Das hält auch das Verdauungssystem im Alter fit. Lässt die Kraft der Verdauung nach, bleibt die Nahrung länger im Körper. Aus diesem Grund leiden ältere Menschen häufig an Verstopfung, die oft mit Blähungen, Völlegefühl und Bauchschmerzen einhergeht.
Regelmässige Entlastungs- oder Fastentage helfen, die Verdauung zu regulieren. Der Darm kann sich ausruhen und regenerieren. Eine langfristige Ernährungsumstellung hilft, Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Eine bewusste Ernährung hält gesund und vital bis ins hohe Alter. Was genau bedeutet eigentlich “bewusste Ernährung”? Natürliche, vitaminreiche Lebensmittel sollten Fertigprodukten vorgezogen werden. Ruhephasen für den Darm helfen bei der Entlastung. Wer an Nahrungsmittelunverträglichkeiten leidet, sollte mit einem Ernährungstagebuch vorsichtig austesten, welche Lebensmittel gut vertragen werden. Jeder Körper ist individuell und somit auch jede Toleranzgrenze.
Generell tragen eine Ernährungsanpassung, Ruhephasen und Bewegung zu einer gesunden Verdauung und damit zu einem gesunden Körper bei.